Suizid-Statistiken: Zahlen und Hintergründe

„Das habe ich nicht gewusst“

Warum Zahlen, Daten und Fakten so wichtig sind

Suizidalität ist kein schönes Thema. Sich mit den Fakten rund um suizidale Handlungen auseinanderzusetzen, kann belastend und aufwühlend sein. Aber die Datenlage zeigt auch den riesigen Handlungsbedarf.

Wir möchten dir Informationen zur Verfügung stellen, die mit genauen Zahlen belegt sind. Das ist wichtig, weil diese Zahlen zeigen, wie präsent die gesamte Thematik in unserem Alltag ist.

Es geht also vor allem darum, für das Thema zu sensibilisieren. Denn es gibt viel zu viele Menschen, die sich einsam und verloren fühlen. Die sich nicht als Teil einer Gruppe sehen. Die ihre negativen Gefühle nicht allein bewältigen können. Die sich das Leben nehmen wollen. Und die diesen Plan leider viel zu häufig umsetzen.

Wenn du selbst gerade Suizidgedanken hast, überleg dir gut, ob du dich in die Welt der Statistik und Fakten begeben möchtest und ob dir das gerade guttut. Du findest auf den anderen Seiten dieser Website sowohl Informationen als auch Hilfsangebote.

Die Informationen dieser Seite kannst du gerne für Referate oder Hausarbeiten nutzen. Außerdem haben wir dir unten auf dieser Seite einige weitere Links und Quellen notiert, die dir noch ausführlichere Informationen und Statistiken zum Thema Suizidalität bieten. Viel Erfolg bei der Recherche!

Suizide in Deutschland und Berlin

Vergleich von Suizid mit anderen Todesursachen

Durch Suizid starben im Jahr 2023 in Deutschland insgesamt 10.304 Personen. Im Vergleich: Durch Verkehrsunfälle starben im gleichen Zeitraum 3106 Menschen, durch illegale Drogen 2227 Menschen und durch Mord 299. Damit verstarben 2023 fast doppelt so viele Menschen durch Suizid wie durch Verkehrsunfälle, illegale Drogen und Mord zusammen.

Suizid-Entwicklung der letzten 20 Jahre (in Berlin und Deutschland)

Um die Suizidzahlen zwischen verschiedenen Jahren sowie zwischen unterschiedlich großen Gruppen oder Gebieten besser vergleichen zu können, wird als statistische Kennzahl häufig nicht die absolute Zahl der Suizide, sondern die Suizidrate genutzt. Die Suizidrate sagt aus, wie viele Suizide es pro 100.000 Einwohner gab.
In Deutschland lag diese Suizidrate im Jahr 2023 bei 12,2 und in Berlin bei 14,2. 2023 war Sachsen-Anhalt das Bundesland mit der höchsten Suizidrate (17,0 pro 100.000 Einwohner) und Nordrhein-Westfalen das Bundesland mit der niedrigsten Suizidrate (9,0 pro 100.000 Einwohner) in Deutschland. Die Suizidraten in Deutschland sind in den letzten Jahren gesunken. So lagen die Suizidraten 20 Jahre zuvor im Jahr 2003 in Deutschland bei 13,5 und in Berlin bei 15,0.

Die Berliner Fachstelle Suizidprävention und das Netzwerk Suizidprävention Berlin haben sich dem Ziel der Weltgesundheitsorganisation und den Zielen für nachhaltige Entwicklung verschrieben und arbeiten daran, die Suizidzahlen weiterhin zu senken und bis 2030 um 30% zu reduzieren.

Suizide nach Geschlecht und Altersgruppen (in Berlin und Deutschland)

Die Suizidrate unterscheidet sich nicht nur zwischen Bundesländern, sondern auch zwischen Männern und Frauen. Im Jahr 2023 lag die Suizidrate in Deutschland bei 17,9 pro 100.000 Einwohner bei Männern und bei 6,6 je 100.000 Einwohner bei Frauen. Von allen Menschen, die sich 2023 in Deutschland das Leben nahmen, waren 72,6% Männer. In Berlin wurden 62,0% aller Suizide durch Männer ausgeübt. Obwohl mehr Männer als Frauen sich selbst das Leben nehmen, werden Suizidversuche häufiger von Frauen unternommen.

Auch zwischen Altersgruppen unterscheiden sich Suizidzahlen und -raten. Die Suizidraten steigen mit dem Alter an: Sowohl bei Männern als auch bei Frauen. 2023 wurden über 50% aller Suizide in Deutschland von Männern über 50 Jahre verübt. Bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von unter 30 Jahren war Suizid in Deutschland und in Berlin im Jahr 2023 die häufigste Todesursache.

Anrufe bei Telefonhotlines mit akuten suizidalen Gedanken

Es gibt zum aktuellen Zeitpunkt noch keine vollständigen Datenlage, wie viele Menschen sich mit Suizidgedanken bei Telefonhotlines oder weiteren Hilfsangeboten melden. Als Anhaltspunkt können aber die Auswertung der Anrufe beim Berliner Krisendienst dienen. Dort melden sich etwa 8 Prozent aller Ratsuchenden mit eigenen Suizidgedanken, Suizidplänen oder nach einem Suizid. Dazu kommen noch viele Angehörige, wie Freunde, Familienmitglieder, Bekannte, Nachbarn oder andere Bezugspersonen, die sich Unterstützung beim Berliner Krisendienst suchen.

Wahl der Suizidmethoden

Da sich diese Website auch explizit an Betroffene von Suizidgedanken richtet, haben wir uns an dieser Stelle dagegen entschieden, über konkrete Suizidmethoden und ihre Häufigkeit zu sprechen. Diese Information ist in einer konkreten Krisensituation nicht hilfreich.

Wer trotzdem für Referate, Hausarbeiten oder sonstige Anliegen die Daten zu konkreten Methoden benötigt, findet unten auf dieser Seite weitere Informationen und Links zu Daten und Statistiken.

Quellen:

„Suizid ohne Schmerzen“ – jeden Tag suchen Menschen diesen Begriff im Internet. Aus Verzweiflung, Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Doch die romantisierte Darstellung eines friedvollen, sanften Suizids ist ein Mythos.

Ein sicherer Suizid mit Medikamenten, wie er so oft in Film und Fernsehen dargestellt wird?
Den gibt es nicht. Denn jede Methode birgt das Risiko, zu scheitern.
Oftmals mit schwerwiegenden und bleibenden Folgen für die eigene Gesundheit.

Presse- und Medienanleitung

In den Medien über Suizidalität zu erfahren ist wichtig, denn über das Thema wird in der Breite der Bevölkerung noch viel geschwiegen. Aber Berichterstattung ist nicht gleich Berichterstattung und die Art und Weise, wie über Suizidalität berichtet wird, wirkt nicht nur darauf, wie Suizidalität in der Bevölkerung wahrgenommen wird, sondern tatsächlich auch darauf, wie viele Suizide es in der Zeit nach dem Bericht gibt.

Dabei werden zwei Effekte unterschieden, die einen Einfluss auf die Suizidzahlen haben: Der Werther und der Papageno-Effekt. Wie Sie als Medienschaffende den Werther-Effekt vermeiden und den Papageno-Effekt fördern können, erfahren Sie auf der Website des Nationalen Suizidpräventionsprogramm (NaSPro): https://www.suizidpraevention.de/medienportal

Der Werther-Effekt

Der Begriff Werther-Effekt geht auf den 1774 erschienenen Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ von Johann Wolfgang Goethe zurück, in dem sich der junge, unglücklich verliebte Protagonist suizidiert. Der Roman wurde ein europäischer Bestseller und führte zu einer regelrechten Suizidwelle unter jungen Männern. 1974 wurde der Begriff von der Wissenschaft übernommen, um den Zusammenhang zwischen der medialen Berichterstattung über Suizide und einer anschließend steigenden Suizidrate zu beschreiben.

Der Papageno-Effekt

Der Papageno-Effekt ist deutlich weniger in der Öffentlichkeit bekannt und beschreibt die gegenteilige Situation. Dass nämlich eine positive mediale Darstellung von überstandenen suizidalen Krisen auch zu einer Reduzierung von suizidalen Handlungen führt. Der Name bezieht sich auf die Figur des Papageno aus der Oper „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Er schafft es durch die Hilfe von anderen, seine Suizidgedanken zu überwinden und nicht in die Tat umzusetzen.

Warum wir nicht von Selbstmord reden

Umgangssprachlich wird noch häufig das Wort „Selbstmord“ genutzt. Anders als Mord, ist ein Suizid aber keine Straftat und jemand der sich das Leben nimmt, handelt auch nicht aus sogenannten „niederen Beweggründen“, wie das beim Mord der Fall ist. Menschen, die sich suizidieren, tun dies meist aus einer schweren Krise heraus, aus der sie keinen Ausweg sehen. Wer sich in so einer Krise befindet, hat Mitgefühl und Unterstützung verdient, keine Verurteilung.

Weiterführendes Material

Wir hoffen, dass wir dir ein wenig Wissen vermitteln konnten. Doch es gibt natürlich noch viel mehr relevante Informationen.

Im Folgenden findest du eine Auswahl an Medien, die sich mit dem Thema Suizidalität befassen. Dabei geht es nicht darum, dass du jedes Buch gelesen, jeden Film gesehen und jeden Podcast gehört haben musst.

Wir freuen uns über jede Person, die sich mit Suizidalität auseinandersetzt und dieses Thema verstehen möchte, um sich oder andere zu unterstützen. Denn damit trägst du aktiv dazu bei, dass wir als Gesellschaft zusammenrücken und gemeinsam dem Ziel näherkommen, die Suizidrate weiter zu senken.

Und für diesen Beitrag danken wir dir von Herzen.

  • Publikationen des Nationalen Suizidpräventionsprogramms:
    • Schneider, B., Lindner, R., Giegling, I., Müller, S., Müller-Pein, H., Rujescu, D., … & Wolfersdorf, M. (2021) . Suizidprävention Deutschland. Aktueller Stand und Perspektiven. Kassel: Deutsche Akademie für Suizidprävention.
  • Wolfersdorf, M., & Etzersdorfer, E. (2022). Suizid und Suizidprävention: Ein Handbuch für die medizinische und psychosoziale Praxis. Kohlhammer Verlag.
  • Eink, M., & Haltenhof, H. (2016). Umgang mit suizidgefährdeten Menschen. Psychiatrie Verlag.
  • Eink, M., & Haltenhof, H. (2022). Beziehungsgestaltung mit suizidgefährdeten Menschen. Psychiatrie Verlag, Imprint BALANCE buch+ medien verlag.
  • Teismann, T., Forkmann, T., & Glaesmer, H. (Eds.). (2021). Suizidales Erleben und Verhalten: Ein Handbuch. Psychiatrie Verlag, Imprint BALANCE buch+ medien verlag.
  • Tobias Teismann (2022). Therapie Tools: Suizidalität und Krisenintervention. Julius Beltz GmbH & Co. KG

  • Haig, M. (2016). Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben. Deutscher Taschenbuch Verlag.
  • Nora Fieling (2020) Depression – und jetzt? Wegweiser einer Erfahrungsexpertin. Starks-Sture-Verlag
  • Thomas Macho (2017) Das Leben nehmen – Suizid in der Moderne. Suhrkamp
  • Chris Paul (2018). Warum hast Du uns das angetan? – Begleitbuch für Trauernde, wenn sich jemand das Leben genommen hat. Goldmann Taschenbuch
  • Verena Gärtner (2022). Leben ohne Mama Maus. Ein Kinderbuch über Suizid in der Familie.

  • Kopfsalat – Der Freunde fürs Leben-Podcast
  • Dead on my Feet. Reden statt Suizid! Vom Münchener Bündnis gegen Depression
  • Selbstwort mit Elisa Roth: Der Podcast in dem Suizid-Betroffene selbst zu Wort kommen
  • Psychologie to go!
    • Folge: Suizidalität – Warnzeichen und Handlungsmöglichkeiten
  • SWR2 Wissen:
    • Folge: Suizid verhindern – Was Fachkräfte und Laien tun können

    • Folge: Suizide – Wie lassen sie sich verhindern?

  • „Suizidgedanken: ich bin noch da“ von 37° in der ZDF-Mediathek
  • „Tabuthema Suizid“ von Planet Wissen in der WDR-Mediathek
  • „Überleben – Was wir über Suizide wissen“ in der arte-Mediathek

Die offiziellen Zahlen zu Suiziden in Deutschland und in Berlin findest du in der sogenannten Todesursachenstatistik, die jedes Jahr von der Gesundheitsberichterstattung des Bundes veröffentlicht wird. Dort wird zusammenfassend berichtet, an welchen Todesursachen in einem bestimmten Jahr wie viele Menschen verstorben sind. Suizide werden in diesen Statistiken als „vorsätzliche Selbstbeschädigung“ unter dem ICD-10 Code X60-X84 aufgeführt.

In den jeweiligen Berichten und gestaltbaren Tabellen findest du auch Informationen zur Entwicklung der letzten Jahre, zur Altersstruktur, zum Monat des Suizids und zu den gewählten Suizidmethoden. Auch bei den offiziellen Daten wird von einer erheblichen Dunkelziffer von Suiziden ausgegangen, die nicht als solche erkannt wurden oder aus anderen Gründen nicht als Suizid auf dem Totenschein vermerkt wurden.

Die aktuellen Zahlen findest du für Deutschland bei der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (www.gbe-bund.de) und für Berlin im Bericht „A IV 10 – j/21“ beim Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (www.statistik-berlin-brandenburg.de).