Wie ein Suizid Angehörige und Zeugen trifft

“Aus heiterem Himmel“

Umgang mit Suizid

Der Verlust eines Menschen durch Suizid kann eine erschütternde Erfahrung sein. Hier möchten wir dich mit Informationen versorgen, Hilfsangebote aufzeigen und dich ermutigen, über deine Gefühle und Erfahrungen zu sprechen.

Vielleicht kommen Schuld, Scham und Selbstvorwürfe in dir hoch. Vielleicht Wut oder Resignation. Vielleicht spürst du sogar Erleichterung oder einfach nur Leere. Das sind normale Reaktionen auf eine vollkommen unnormale Situation.

Jedes dieser Gefühle darf sein!

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Informationen für Hinterbliebene

  • Es ist nicht ungewöhnlich, sich schuldig oder verantwortlich zu fühlen, auch wenn du weder Schuld noch Verantwortung für den Suizid trägst.
  • Es ist okay, wenn du Zeit für dich selbst
    brauchst. Scheue dich aber nicht davor, andere um Hilfe zu bitten.
  • Es kann helfen, über deine Gedanken und
    Gefühle zu sprechen, die in dieser schwierigen Zeit auftreten können.
  • Es ist angemessen, sich um die eigene körperliche und emotionale Gesundheit zu kümmern.
  • Es ist okay, sich an positive Erinnerungen
    und Erfahrungen mit dem Verstorbenen zu
    erinnern.
  • Es ist in Ordnung, sich in solch einer Extremsituation professionelle
    Unterstützung zu suchen.
  • Engagiere dich und hilf anderen betroffenen Personen, wenn du dich bereit dafür fühlst und das etwas ist, was dir zusagt.
  • Verstehe unsere Hinweise bitte nicht als To-do-Liste. Wir zeigen lediglich verschiedene Möglichkeiten.

Suizid – Hilfe für Angehörige

Insbesondere in den ersten Stunden und Tagen nach dem Suizid bleibt Hinterbliebenen kaum Zeit für Trauer und Verarbeitung. Vieles muss geklärt und organisiert werden, was häufig mit einer enormen psychischen Belastung verbunden ist.

Der erste Schock

Freunde oder Bekannte können eine Hilfe sein, sind aber nicht selten ebenfalls überfordert. Wer kennt sich schon mit dem Thema Suizid aus und weiß, welche anstrengenden behördlichen Prozesse anlaufen? Und nicht jeder hat ein solches soziales Netz. In diesem Fall können wir dir zum Beispiel die niedrigschwelligen Angebote der BeSu Berlin oder der AGUSs Selbsthilfegruppen ans Herz legen.

Was auf Hinterbliebene zukommt

Wenn eine Person durch Suizid stirbt, wird normalerweise eine polizeiliche Untersuchung durchgeführt, um die Umstände des Todes zu ermitteln. Dabei werden auch der Leichnam und persönliche Gegenstände beschlagnahmt und erst nach dem Ende der Ermittlungen zurückgegeben. Das Verfahren kann sehr belastend für die Hinterbliebenen sein.

Es kann passieren, dass die Hinterblieben gefragt werden, den Körper zu identifizieren. Auch dass kann sehr belastend sein und du kannst darum bitten, dass jemand anderes das übernimmt oder als Unterstützung mitkommt.

Es kann eine Autopsie durchgeführt werden, um die genaue Todesursache festzustellen.

Die Hinterbliebenen organisieren normalerweise eine Beerdigung oder Beisetzung. Das kann hilfreich sein, um Abschied von der verstorbenen Person zu nehmen und um zu begreifen, dass die Person wirklich verstorben ist.

Trauer nach dem Suizid

Der Verlust eines geliebten Menschen durch Suizid ist sehr schmerzhaft. Du darfst dir alle Zeit der Welt nehmen, um zu trauern, deine Gefühle zu akzeptieren und sie zu verarbeiten. Es ist ein langer Weg, aber du bist nicht allein und es gibt Menschen und Organisationen, die dir helfen können.

Schäme dich nicht, wenn du andere um Hilfe bittest. Es gibt viele Orte, an denen du Hilfe für Angehörige nach einem Suizid findest und dich mit anderen austauschen kannst, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Tipps für Angehörige, Zeugen und andere Betroffene

Auch bei Menschen, die das Opfer nicht kannten, aber direkt mit dessen Tod konfrontiert wurden, kann diese Situation und die Zeit danach belastend sein. Dabei erleben einige Menschen ganz individuelle Reaktionen, die dabei helfen können, das Erlebte zu verarbeiten.

Die akute Krisenintervention ist letztendlich die gleiche wie bei anderen schwerwiegenden Ereignissen. Die folgenden Verarbeitungsstrategien können sowohl Angehörige als auch Zeug:innen in der Zeit nach dem Suizid unterstützen.

Wichtige Punkte für die ersten Stunden und Tage:

Das Wichtigste ist, dass du dich sicher fühlst. Suche dir einen ruhigen und geschützten Ort, an dem du dich entspannen und dich ausruhen kannst.

Gib dir selbst Zeit, das Erlebte zu verarbeiten. Informiere dich über die Auswirkungen von schwerwiegenden Ereignissen auf den Körper und die Psyche. Beide reagieren auf eine Ausnahmesituation.

Setze dich nicht unter Druck. Wenn du seit dem Erlebnis häufiger Angst oder Panik erlebst, können Atem- oder Achtsamkeitsübungen helfen, deinen Stress zu reduzieren. Oder du sprichst mit jemand anderem über deine Angst.

Suche dir, nach Bedarf, Unterstützung im privaten Umfeld oder bei Fachleuten, die dir weitere Hilfe und Unterstützung anbieten. Auch für Zeugen eines Suizids gibt es Selbsthilfegruppen.

Gespräche

Gespräche mit Angehörigen und Freunden können eine hilfreiche Möglichkeit sein, um mit dem Verlust umzugehen. Sprich mit dir nahestehenden Personen über deine Gefühle und Gedanken und lass dich von ihnen unterstützen. Manchmal ist es schwer, die richtigen Worte zu finden – sowohl für die Hinterbliebenen als auch für deren Gesprächspartner. Aber es ist wichtig, nicht allein zu bleiben und dich nicht zurückzuziehen.

Rede! Immer wieder! Suche dir soziale Unterstützung. Vielleicht von Menschen, die die verstorbene Person kannten. Vielleicht von Personen, die die verstorbene Person nicht kannten. Alles kann in dieser außergewöhnlichen Situation richtig für dich sein.

Selbsthilfegruppen

In Selbsthilfegruppen triffst du auf andere Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und verstehen, was du durchstehst. Ihr könnt Erfahrungen austauschen, euch gegenseitig unterstützen und gemeinsam Wege finden, um mit dem Verlust umzugehen.

Eine Liste lokaler Selbsthilfegruppen findest du in unserem Infobereich über den Button unter diesem Absatz. Da sich das Angebot von Selbsthilfegruppen für Suizid-Angehörige laufend ändert, lohnt es sich immer mal wieder die Seiten der Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle Sekis oder von der Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention zu durchsuchen.

Wichtig zu wissen.

In diesen Selbsthilfegruppen geben sich Hinterbliebene nach Suizid
gegenseitig Halt.

Die Gruppen sind von Suizid-Betroffenen selbst organisiert und werden in
der Regel nicht von professionellen Therapeuten oder Seelsorgern
geleitet.

Professionelle Beratung

Nach einem Suizid kannst du dich jederzeit an verschiedene Beratungsstellen wenden. Dort arbeiten zum Beispiel Psycholog:innen oder Sozialarbeiter:innen, die genau darin geschult sind, dir zuzuhören und dich zu unterstützen. Es gibt telefonische Beratungsstellen, Beratungsstellen vor Ort oder online-Angebote wie Mail- oder Chat-Beratungen.

Psychotherapie

Betroffene, die einen nahestehenden Menschen durch Suizid verloren haben, können sich auch an Psychotherapeut:innen wenden. Sie können dir helfen, deine Trauer zu bewältigen und dir Wege aufzeigen, wie du mit dem Verlust umgehen kannst.

Eine Liste von Psychotherapeut:innen in deiner Nähe findest du über die Webseite der Psychotherapeutenkammer.

Wichtig zu wissen

Wir wissen, dass die Versorgung mit Psychotherapeut:innen, die ihre Leistungen mit der gesetzlichen Krankenkasse abrechnen dürfen (der sogenannte “Kassensitz”) nicht dem aktuellen Bedarf entspricht. Lange Wartezeiten oder sogar geschlossene Wartelisten sind die Regel.

Eine gute Möglichkeit, etwas schneller an einen Therapieplatz zu kommen, bieten die verschiedenen psychotherapeutischen Ausbildungsinstitute. Dort wirst du von Psychotherapeut:innen in Ausbildung betreut. Die Qualität deiner Therapie ist dadurch aber nicht gefährdet. Bei der Psychotherapeutenkammer Berlin findest du eine Liste aller psychotherapeutischen Ausbildungsinstitute in Berlin.

In bestimmten Fällen gibt es allerdings die Möglichkeit, dass die Behandlung durch Psychotherapeut:innen ohne Kassenzulassung von deiner Krankenkasse übernommen wird.

Erkundige dich deshalb explizit bei deiner Krankenkasse nach dem Stichwort
“Kostenerstattungsverfahren”.

Wichtig zu wissen

Einen Suizid mitzuerleben kann ein einschneidendes Erlebnis sein.
Wie nahe dir der Verstorbene stand, ist für die psychischen Folgen weniger entscheidend, als man denkt.

Auch wenn du „nur“ indirekt Zeuge eines Suizides bist, kann dich dieses Ereignis schwer belasten.
Wenn du das Bedürfnis hast zu reden, solltest du dich nicht davor scheuen, eines unserer Kontaktangebote wahrzunehmen.
Du kannst dabei nichts falsch machen.